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Stimmung wie zur Kerwa
Von der Fußballpartie gegen den 1. FC Nürnberg werden die Kasendorfer noch lange sprechen. Hunderte Ehrenamtliche machen das Großereignis erst möglich.

Kasendorf - Die echte Kerwa fand in Heubsch statt. Doch Kirchweihstimmung gab es auch nebenan in Kasendorf, nur dass dort die Veranstaltung gleich um etliche Dimensionen gewaltiger war. 3800 Zuschauer sahen am vergangenen Freitagabend die wohl größte Stunde des SSV Kasendorf. Die Bezirksoberligaabsteiger kassierten gegen die Fußball-Bundesligaprofis des 1. FC Nürnberg zwar gleich ein ganzes Dutzend Tore, gingen aber trotzdem glücklich vom Platz. Nie zuvor hatte Kasendorf in seiner Geschichte solch ein Fußballfest erlebt.

Die Autoschlangen auf den Straßen in Richtung Marktgemeinde waren riesig am Freitag. Viele Clubfans aus der Region wollten das erste Testspiel mit dem neuen FCN-Kader sehen, der sich seit einer Woche auf die kommende Bundesligasaison vorbereitet und natürlich ging es auch darum, den Kasendorfer SSV zu unterstützen - und sei es nur moralisch. Ein Fußballfest sollte es werden und das wurde es auch.

Ganz wie bei der Kerwa spielte der Musikverein Kasendorf auf. Was nach dem Frankenlied auf dem Fußballplatz passierte, hatte mit einem klassischen Kerwaspiel dann doch wenig zu tun. Es entwickelte sich nämlich kein müder Sommerkick, sondern ein Spiel mit Unterhaltungswert. Trainer Matthias Morck hatte seine Mannschaft heiß gemacht, und die Amateurfußballer hielten tapfer dagegen. Erst nach 20 Minuten fiel das 1:0 für Nürnberg.

Zum Schluss machten die Cluberer dann doch ernst und gingen mit 12:0 vom Platz. Die Organisatoren des SSV waren trotzdem zufrieden und strahlten über das ganze Gesicht nach dem größten Ereignis ihrer Vereinsgeschichte. Als eifrigste Kronkorkensammler bei der Aktion "Das Spiel des Jahres" der Kulmbacher Brauerei hatten sie sich den Gastauftritt gegen den FCN verdient.

Bei schönstem Sommerwetter waren die Fans in Scharen gekommen, die Bratwurstbrater schwitzten mächtig und die Getränkestände waren stets dicht umlagert. Am Ende wird für die Vereinskasse des SSV sicher ein schöner Betrag übrig geblieben sein. Und auch darum war es schließlich gegangen bei diesem Gewinnspiel: Unterstützung des Sports in der Region.

Für Vereinsvorsitzenden Volker Täuber zählte in erster Linie der ideelle Einsatz Hunderter Ehrenamtlicher, die das Spiel des Jahres mit ihrem Engagement überhaupt erst möglich gemacht haben. Deshalb nutzte Täuber die große Bühne, zeichnete Fußball-Abteilungsleiter Hans Weggel zum Ehrenmitglied aus und dankte allen Beteiligten für ihr großes Engagement. "Die Landwirte haben ihre Felder für Parkplätze zur Verfügung gestellt. Unser Altherrentrupp hat in den vergangenen Wochen Unglaubliches geleistet. Alle haben mit angepackt."

Die gute Stimmung hielt auch nach Spielende an. Die Clubprofis erfüllten den vielen Kindern, die ihre Idole ganz nah erleben konnten, die Autogrammwünsche. Und für zahlreiche Fans ging danach die Kerwa weiter - in Heubsch und auch auf dem Kulmbacher Altstadtfest.

"Unser Altherrentrupp hat in den vergangenen Wochen Unglaubliches geleistet."
Vorsitzender Volker Täuber

Vorberichte aus der Frankenpost

Die große Stunde im Dorfverein
Derzeit ist die Fußball- Europameisterschaft zwar allgegenwärtig, doch das Spiel des Jahres hat damit überhaupt nichts zu tun. Ganz Kasendorf ist aus dem Häuschen, weil der traditionsreiche 1. FC Nürnberg kommt.

Von Stefan Linß
Kasendorf - Das Kribbeln ist greifbar, bald schlägt die große Stunde für den SSV Kasendorf. Als die Vereinsmitglieder vor einem knappen Jahr ihre 144 855 gesammelten Bierkronkorken bei der Kulmbacher Brauerei abgaben, konnten sie beim besten Willen nicht erahnen, was es heißt, am kommenden Freitag, 29. Juli, das Fußballmatch gegen den 1. FC Nürnberg auszurichten zu dürfen. Das Spiel des Jahres für den Dorfverein ist so etwas wie ein Jahrhundertereignis für Kasendorf. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei uns jemals eine vergleichbare Veranstaltung gegeben hat", sagt SSV-Vorsitzender Volker Täuber gegenüber der Frankenpost.

In der Bezirksoberliga gegen den ATS Kulmbach kamen vor Jahren schon einmal 1500 Zuschauer. Am Freitag werden es bis zu 3800 Menschen sein, die den SSV, vor allem aber die Bundesligaprofis des FCN sehen wollen.

Die Kasendorfer Vereinsmitglieder knien sich rein, damit alles pünktlich fertig wird. "Manche sind Tag und Nacht im Einsatz", sagt Täuber. Die Organisatoren haben mit Landratsamt, Polizei und BRK die Sicherheit und Verkehrsregelungen besprochen, die zusätzlichen Tribünen aufgestellt, eine Versicherung abgeschlossen sowie Bratwürste und Getränke geordert.

Das akribische Arbeiten scheint den Kasendorfern aber zu liegen. Denn dass sie überhaupt gegen den Club spielen dürfen, haben sie einer beispiellosen Aktion zu verdanken. Im vergangenen Jahr hatte die Kulmbacher Brauerei alle Vereine aufgefordert, die Sonderkronkorken zum Jubiläum "165 Jahre Brautradition" zu sammeln. Das machte niemand so gut wie der SSV.

Birgit Reichardt erinnert sich an den Abgabetag, als die Vereine ihr Sammelgut in den Brauereihof brachten: "Zuerst kamen Klubs aus Mittel- und Unterfranken. Sie hatten jeweils rund 20 000 Kronkorken dabei. Dann kam ein Verein aus der Oberpfalz. Die Mitglieder haben extra Urlaub genommen und sind gemeinsam mit dem Bus angereist. Sie haben sich schon als Sieger gefühlt, weil sie in den Kronkorken-Charts im Internet genauso wie der FC Gefrees lange Zeit vorne waren."

Doch die Kasendorfer brachten die Kronkorken säckeweise. 290 Kilogramm wog ihr Sammelergebnis. "Ich habe geschätzt, dass es 70 000 Kronkorken sind, am Ende waren es mehr als doppelt so viele", freut sich Täuber. Und die Fußball-Amateure freuen sich jetzt auf das Kräftemessen mit den Profis. SSV-Trainer Matthias Morck hatte schon das große Ziel ausgegeben, den FCN zu schlagen, als das Ergebnis der Kronkorkenaktion noch gar nicht feststand. Dennoch dürfte die Partie einseitig zugunsten der Cluberer verlaufen.

Es ist zwar nur ein Trainingsspiel, aber Nürnberg wird mit der bestmöglichen Mannschaft anreisen. Das ist vertraglich so zugesichert. Fehlen wird beispielsweise Tomas Pekhart, der mit Tschechien bei der EM war. Aber viele der Neuzugänge sind dabei, weiß Täuber: "Und die wollen sich in ihrem ersten Spiel für den neuen Verein beweisen und gegen einen Amateurklub sicher nicht gerne schlecht aussehen."

Ich habe geschätzt, dass es 70 000 Kronkorken sind, am Ende waren es mehr als doppelt so viele.

SSV-Vorsitzender Volker Täuber
Den FCN erwartet ein perfekter Rasen

Von Stefan Linß
Mit viel Hingabe kümmert sich der SSV Kasendorf um die letzten Details vor dem Spiel des Jahres gegen die Nürnberger Profifußballer. Die Frankenpost war beim Abschlusstraining der Amateurkicker dabei.

Kasendorf - Hans Niegsch hört das Gras wachsen. Im Organisationsteam des SSV Kasendorf sowieso, denn dort ist er einer der vielen engagierten Helfer, die ihr Spiel des Jahres gegen den 1. FC Nürnberg vorbereiten. Das wachsende Gras ist aber auch wortwörtlich zu verstehen, denn eine der Aufgaben des dritten Vorsitzenden ist der Fußballrasen. Als Platzwart hat Niegsch das Grün seit zwei Wochen jeden Tag gemäht und zwischendurch gesandet. "Das macht den Rasen dicht und robust", verrät er im Gespräch mit der Frankenpost. Wenn die Bundesligaspieler aus Nürnberg am heutigen Freitag um 18 Uhr gegen die Kasendorfer Amateurfußballer antreten, dann will der Verein aus dem Kulmbacher Land für die 3800 Zuschauer ein perfekter Gastgeber sein.

Der perfekte Gastgeber braucht allerdings nicht nur einen perfekten Platz, sondern muss auf unzählige Details achten. Fußballabteilungsleiter Hans Weggel spricht von einer logistischen Mammutaufgabe. "Der Rasen war noch eine unserer kleinsten Sorgen", verrät er. "Aber wir liegen im Soll, auch wenn es gerade etwas hektisch zugeht."

Mit Birgit Reichardt von der Kulmbacher Brauerei, die das Spiel des Jahres gegen den Club in die Wege geleitet hat, besprach Weggel in unzähligen E-Mails alle organisatorischen Fragen. Auch die Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg bemerkten, dass sich der SSV Kasendorf sehr engagiert. Deshalb haben sie darauf verzichtet, den Platz vor dem Spiel noch einmal zu begutachten. "Die Nürnberger vertrauen den Kasendorfern", weiß Reichardt.

Schiedsrichter der Partie wird Julian Kreye sein, der sonst Bayernligaspiele pfeift. Um den Unparteiischen für das Spiel zu organisieren, hatte Weggel auch Kontakt zum Verbandsschiedsrichterobmann Rudi Stark aufgenommen, den Vater des deutschen EM-Schiedsrichters Wolfgang Stark.

Jetzt läuft der Countdown für die wohl größte Stunde des Vereins. Um 15 Uhr, wenn der Einlass am eingezäunten Sportgelände beginnt, müssen alle Ordner auf ihren Plätzen sein. Die U14-Junioren spielen um 15.30 Uhr gegen den Nachwuchs der Nürnberger. Gegen 16.30 Uhr soll der Mannschaftsbus der Club-Profis eintreffen. Nach dem Auftritt des Musikvereins Kasendorf wird um 18 Uhr der Ball rollen. Damit es nach Spielende nicht zu tumultartig zugeht, sollten sich nur die Kinder Autogramme von ihren Stars holen, sagt Weggel.

Während die Organisatoren im Verein eifrig werkelten, war in der Fußballmannschaft in den vergangenen Wochen ein immer größerer Trainingseifer zu erkennen. Zur letzten Übungseinheit vor dem großen Match kamen 28 Spieler. "Jeder brennt darauf, sich mit dem Bundesligisten messen zu dürfen", sagt Trainer Matthias Morck. "Und natürlich möchte sich niemand blamieren. Es geht auch bei uns um die Stammplätze. Wir haben sieben Neuzugänge, die sich beweisen wollen."

Wegen des Club-Spiels hatte der SSV Kasendorf seinen Trainingsauftakt zur neuen Saison um eine Woche vorverlegt. "Mittlerweile haben wir neun Trainingseinheiten hinter uns", sagt Morck. Er weiß, dass die Nürnberger gut und gerne mit einem zweistelligen Ergebnis gewinnen können, wenn sie nur wollen. "Im Spiel Mann gegen Mann sind wir ganz klar unterlegen."

Doch die Kasendorfer wollen sich manches von den Profis abschauen und die Partie auch genießen. Denn schließlich wird für die Amateurkicker das Spiel des Jahres gleichzeitig das Spiel ihres Lebens sein.

Jeder brennt darauf, sich mit dem Bundesligisten messen zu dürfen.
SSV-Trainer Matthias Morck

Das Spiel des Jahres
Der Bezirksoberligist SSV Kasendorf darf gegen den Bundesligisten 1. FC Nürnberg spielen, weil der Verein bei der Jubiläumsaktion der Kulmbacher Brauerei die meisten Kronkorken gesammelt hat.

Anstoß ist am heutigen Freitag um 18 Uhr, Einlass auf das Kasendorfer Sportgelände ist um 15 Uhr.

Das Stadion fasst 3800 Zuschauer. Für die Autos stehen zwölf Parkplätze zur Verfügung. Die Organisatoren empfehlen Fahrgemeinschaften und die Anreise mit dem Fahrrad.

Restkarten gibt es an der Abendkasse.