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TSV Neudrossenfeld - SSV Kasendorf 0:2 (0:1)

Lange Gesichter am Weinberg
Die Rollen schienen im Derby dieses Mal klar verteilt: Auf der einen Seite Gastgeber Neudrossenfeld, das sich mit Altstädter Angreifer Stefan Kolb jüngst noch einmal namhaft personell verstärken konnte, und auf der anderen Seite Schlusslicht Kasendorf, das mit 33 Gegentoren bislang die Schießbude der Liga stellte. Alles andere als ein Sieg des Tabellenachten wäre schon eine Überraschung. Oder nicht? TSV-Coach Werner Thomas hob an dieser Stelle warnend den Zeigefinger: „Wir werden Kasendorf keineswegs unterschätzen. Wenn es nur nach Namen gehen würde, bräuchten wir ja gar nicht spielen. Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden." Derbies haben schließlich ihre eigenen Gesetze. "Wichtig ist, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt. Wir wollen druckvoll spielen, aber dabei die Defensive nicht vernachlässigen", warnte Werner Thomas aber andererseits vor den Kontern der Gäste. Sollte es nicht gleich mit einem frühen Tor klappen, war dagegen Geduld gefragt. Personell hatter der Kulmbacher die Qual der Wahl: Er konnte aus dem Vollen schöpfen. Aber auch die Gäste konnten endlich mal wieder ohne allzu große Personalsorgen in die Partie gehen. Mit Neuzugang Patrick Sudol stand neben Christian Schrüfer, Philipp Schubert und Timo Jahrsdörfer einer von vier ehemaligen Neudrossenfelder in der Startelf. Das verlieh dem Derby noch zusätzlich Brisanz. Auf den Derbycharakter setzte vor allem Co-Trainer Christoph Wächter, der den in der Türkei weilenden SSV-Coach Michael Werzer vertrat: "Wir müssen heute die Tugenden zeigen, die ein Derby verlangt - eben wie in einem Pokalspiel."

Und es sei vorweggenommen: Kasendorf ging mit der richtigen Einstellung in die Partie und konnte die Anfangsphase sogar unerwartet ausgeglichen gestalten, auch wenn die Gastgeber über mehr Ballbesitz verfügten. Einzig eine Schrecksekunde mussten die Gäste in den ersten Minuten überstehen: Als der letztjährige TSV-Schlussmann Christian Schrüfer den Ball durch die Hände flutschen ließ, fehlte bei Jan Buskies Schuss nicht viel zur Führung. Die hätte den Gastgeber sicherlich gut getan. So aber kam die Heimelf eher selten in den von Patrick Sudol und seinen Teamkollegen gut bewachten Strafraum der Gäste. Dazu fehlte den Gastgebern das Tempo. Ballbesitz schön und gut, aber vorne fehlte eben der Zug. So blieb den Gästen stets genügend Zeit zum Verschieben. Sonderlich schwer machte es die Grün-Weißen der Gästeelf aber auch nicht. Mit mehreren Angreifern auf einer Höhe bot sich kaum die Gelegenheit für den Pass in die Tiefe. So kamen die Neudrossenfelder nur selten in den Rücken der Gästeabwehr. Folge: Chancen blieben absolute Mangelware. Zu einfallslos agierten die Gastgeber - trotz des namhaften Aufgebots. Aber da lief noch wenig zusammen. "Wir haben heute kein Mittel gegen tiefstehende Gegner gefunden", bemängelte Werner Thomas. Wie wollte man die SSV-Defensive knacken? Geduld war gefragt. Oft wurde der lange Diagonalball gewählt, doch dieser war für die Gästeabwehr leicht zu verteidigen. Kein allzu großes Problem. Vielmehr pushten sich die Gäste an jeder gelungen Aktion und wurden ihrerseits mutig. Domink Schorn gab nach 20 Minuten den ersten Warnschuss in Richtung TSV-Tor ab. Irgendwann reichte die schwache Darbietung seiner Elf aber auch Werner Thomas, der seine Ersatzspieler schon früh zum Aufwärmen schickte. Offenbar verfehlte diese Maßnahme aber ihre Wirkung. Vielmehr kassierte die Heimelf auf der anderen Seite nach 31. Spielminuten das Gegentor und bekam für die schwache Vorstellung prompt die Rechnung. SSV-Torjäger Andreas Pistor tauchte frei vor Keeper Tobias Grüner auf und konnte sich quasi das Eck aussuchen. Das ließ sich der Torjäger natürlich nicht nehmen. Jetzt sollte es für die Heimelf sicherlich nicht leichter werden. Werner Thomas tobte und nahm noch vor der Halbzeit mit Claudio Bargenda und Kevin Diwersi zwei Spieler vom Feld. Es hätte auch jeden anderen Akteur der Heimelf treffen können. Das hatte sich der TSV-Coach alles ganz anders vorgestellt. Von dem druckvollen Spiel seiner Elf war nichts zu sehen in Hälfte eins: "Alles war wir uns vorgenommen hatten, hat die Mannschaft nicht umgesetzt." Anders die Gäste, die mit viel Leidenschaf von Minute zu Minute mehr an ihre Chance glaubten.

Aber auch nach der Halbzeit sollte sich am Spielverlauf wenig ändern: Neudrossenfeld konnte sich zwar hinten die Bälle zuschieben, aber nach vorne ging immer noch wenig bis gar nichts. Kein Kombinations-, kein Flügelspiel, zu viel Statik. Die Mängelliste blieb weiter lang. Doch solange Kasendorf nicht das zweite Tor machen sollte, war noch alles drin. Vor allem weil die Gäste ihre Gegentore zuletzt vor allem in der zweiten Halbzeit kassierten. Dafür bedurfte es aber weiter Ideen, die gingen den Grün-Weißen aber weiter ab. Einzig Sebastian Lattermann probierte es dann wenn einmal aus der Distanz. Aber trotz mehr Spielanteilen blieben die Angriffsbemühungen "brotlos", so wie es einige Anhänger bezeichneten. Von wegen Schießbude Kasendorf: Unter den Augen von Ex-Coach Markus Taschner schien das Tor der Gäste in weiter Ferne für die Heimelf. "Wir hätten heute wohl noch einmal 90 Minuten spielen können, ohne dass wir ein Tor gemacht hätten", so Luca Piga nach der Partie. Wenn es dann einmal gefährlich wurde, war eher es eher dem Zufall geschuldet. In der 84. Spielminute rettete Daniel Grasgruber nach einem Gestochere im Strafraum im Fallen auf der Torlinie. Kasendorf stand in der Schlussphase immer tiefer und kam nur noch selten über die Mittellinie. Da stellte sich die Frage, ob das gut gehen sollte? Tat es, denn kurz vor dem Schlusspfiff tütete Dominik Schorn nach einem herrlichen Diagonalball von Matthias Pistor von der linken Seite den Auswärtserfolg ein. Das sollte es gewesen sein: Kasendorf machte den Deckel auf den ersten Saisonsieg.

Nichts war es also mit dem Anschluss an das obere Tabellendrittel, das für Neudrossenfeld nun erst einmal in weite Ferne rückt. Verlieren kann man, aber die Heimelf muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie wirklich die richtige Einstellung zu dem Spiel gefunden hatte. Die Gäste hatten ihnen jene Leidenschaft voraus und traten als Einheit auf, die an ihre Chancen glaubte. Dem Schlusslicht reichten die einfachen Mittel des Fußballs aus, um gegen schwache Neudrossenfelder zu bestehen. Die Leistung der Werzer-Elf soll dies jedoch keineswegs schmälern. Von einem Abstiegskandidaten war jedenfalls nicht zu sehen. So manch ein Zuschauer fragte sich sicherlich, warum Kasendorf bislang im Saisonverlauf so oft eine auf den Latz bekommen hatte. "Wir haben heute 90 Minuten konzentriert und fehlerfrei gespielt", hatte Christian Schrüfer die Antwort parat. Und Christoph Wächter fügte hinzu: "Wir haben heute kein Gegentor bekommen und sind deshalb nicht weggebrochen." In Gefahr geriet seine Elf auch nie wirklich: Neudrossenfeld blieb über 90 Minuten ohne herausgespielte Torchance. Erschreckend angesichts der Namen im TSV-Kader. "Da war heute der Wurm drin. In der Vorwoche hätten wir sie noch abgeschossen", haderte nicht nur Luca Piga mit der Unkonstanz der Grün-Weißen. Auch Werner Thomas hatte von dem Auf und Ab die Nase voll. Während der TSV-Coach enttäuscht das Spielfeld verließ, konnte sich Christoph Wächter über den Derbysieg und das eine oder andere Bier in der Kabine freuen. Das dürfte sich in der fernen Türkei auch sicherlich Michael Werzer an der Poolbar gegönnt haben, als ihn die Meldung vom ersten Saisonsieg seiner Truppe erreicht hatte. "Das macht uns Hoffnung für die Zukunft", freut sich Christoph Wächter über den Auswärtscoup.

TSV Neudrossenfeld: Grüner – Gareis, Ascherl, Taubenreuther, Piga, Kolb, Lämmert, Bargenda (42. Pötzinger), Buskies (64. Topal), Lattermann, Diwersi (42. Engelhardt)
SSV Kasendorf: Schrüfer – Fuchs, Ellner, Sudol, Grasgruber, Hollfelder, Schubert, Titus (67. Wirth), M. Pistor (90. Luft), Schorn, A. Pistor (76. Hösch)
SR: Wagner (Kirchehrenbach)
Zuschauer: 563
Tore: 0:1 A. Pistor (31.), 0:2 Schorn (88.)