Seine Gründung vor 70 Jahren feierte der Spiel- und Sportverein Kasendorf am vergangenen Wochenende mit einem Ehrenabend am Freitag, einem Kleinfeldturnier und einem griechischen Abend am Samstag und einem Jugendturnier der F- und E-Jugend am Sonntag.
Gegründet wurde der Verein am 11. April 1948. In Kasendorf, schon in den 1930iger Jahren ein beliebter und bekannter Ausflugsort, wurde Sport früher eher klein geschrieben, blickte Vorsitzender Volker Täuber beim Ehrenabend zurück. Gesangverein und Musikverein dominierten, ein Radfahrverein bestand nur kurze Zeit. Doch nach dem 2. Weltkrieg sollte sich das ändern. Der Flüchtlingsstrom kam, die Jugend suchte neue Betätigungsfelder. Die Lust, Fußball zu spielen, war plötzlich auch in dem Marktflecken "in". 38 Gründungsmitglieder kamen zusammen, um den Verein aus der Taufe zu heben und 385 Reichsmark als finanziellen Grundstock zu spenden. Otto Rummler und Hubert Thienel begrüßte Vorsitzender Täuber als Männer der ersten Stunde beim Ehrenabend, ebenso Friedrich Kolb, der noch im Gründungsjahr dem Verein beigetreten war.
Beim TSV 02 Thurnau stellten sich die Aktiven des SSV erstmals einem breiteren Publikum vor und zur Herbstkirchweih beim ersten Heimspiel auf der "Siemeswies’n" gegen die ATS-Reserve. 70 Jahre später gehört der SSV Kasendorf zu den Spitzenmannschaften im Landkreis Kulmbach.
Die Sportplatzfrage bereitete zunächst viel Kopfzerbrechen. Der vorhandene kleine Platz musste Flüchtlingsgärten weichen. Eine erste Lösung zeichnete sich ab, als Hans Lauterbach von seinem Pachtvertrag mit der Kirchenstiftung zurücktrat und die Kirche das Grundstück an die Gemeinde zum Bau eines Sportplatzes verpachtete. Man begann im Frühjahr 1949 mit Schaufel und Pickel und einer Planierraupe. Durch einen Aufruf der Gemeinde an alle Arbeitslosen zur freiwilligen Mitarbeit am Sportplatz und gegen eine Entschädigung von 1,20 Mark pro Tag, konnten Arbeitskräfte gewonnen werden. Fertig war der Sportplatz 1950/51. Im Rahmen der damaligen Aktion "Maßnahmen zur Steuerung der Berufsnot der Jugend" hatten auch die Jugendlichen ihren Anteil zum Gelingen des Werkes beigetragen, erinnerte Volker Täuber an die damalige Gemeinschaftsleitung.
1949 hatte der SSV Kasendorf neben einer Fußballmannschaft bereits eine Schüler-Turngruppe, die aber bald wieder aufgelöst wurde, als sich kein Leiter mehr fand. 1958 wurden dann eine Damenhandballmannschaft in den Spielbetrieb geschickt und in den achtziger Jahren wurde eine Jugendabteilung aufgebaut. Kuni Groß gründete nach ihrer aktiven Handballzeit eine Gymnastik- und später eine Seniorengymnastikgruppe, die sie heute noch leitet.
Aus der Reihe der Vereinsvorsitzenden stellte Täuber insbesondere Bernhard Münch heraus, der 31 Jahre lang, von 1963 bis 1994, den Verein prägte. Münch wurde 1994 zum Ehrenvorsitzenden ernannt, und nach ihm wurde das jetzige Areal des SSV in "Bernhard-Münch-Sportstätte" benannt. Volker Täuber selbst ist seit 2002 Vorsitzender. Und er drängt darauf, den Verein in jüngere Hände zu geben. Ein Unterfangen, das er als schwierig bezeichnete, denn immer weniger Leute würden sich heute für ein Ehrenamt entscheiden wollen, beklagte er. Dies nicht zuletzt aufgrund immer mehr Vorgaben und Vorschriften - und auch Risiken, wobei Täuber insbesondere auf das Urteil gegen die Übungsleiterin in Himmelkron anspielte und die augenblicklichen Verkomplizierungen des Vereinswesens durch Datenschutzrichtlinien.
Klaus Klaschka